RSV Seelze vs HSG Wennigsen/Gehrden weibliche C Jugend

26 - 27
Zeit

Details

Datum Zeit League Saison
12. Februar 2023 13:15 Regionsoberliga WJC 2022/2023

Zusammenfassung

Touch Down

Wer ein spannendes Spiel sehen wollte, in dem die Entscheidung erst kurz vor dem Ende fällt, der musste nicht über den großen Teich blicken und sich die Nacht um die Ohren hauen. Eine „kurze“ Anreise in das beschauliche Seelze hat an diesem Sonntag gereicht. Die C-Jugend der Golden Girls hielt Hof beim RSV Seelze. Schließlich galt es doch die imposante Serie von 10 Siegen in Folge weiter auszubauen. Seelze, auf Platz 5 der Tabelle wurde im Hinspiel locker besiegt und sollte eigentlich kein Stolperstein sein. Bei der letzten Beobachtung des Gegners fiel aber auf, dass das Team über eine extrem starke Kreisläuferin verfügt. Auch gegen Hiddestorf war Seelze eigentlich Außenseiter aber in diesem Spiel erzielte die Kreisläuferin 10 Tore, obwohl sie nicht viel spielte. Dazu gewann Seelze das Auswärtsspiel mit neun Toren Vorsprung. Die Golden Girls hatten ihrerseits am letzten Dienstag mehr Probleme, als erwartet und gewannen erst nach einer starken Aufholjagd gegen Börde. Also vielleicht doch mehr als nur ein kleiner Stolperstein? Wer bei einer langen Reise ans Ziel kommen will, wird nicht immer nur grade Straßen vorfinden und auch mal Hindernisse aus dem Weg räumen.

Nach dem, überraschender Weise, recht leichten Sieg der B-Jungend am Samstag stand nun die C-Jugend vor ihrer Wochenendaufgabe. Die Spielerinnen des Gegners waren aus dem Hinspiel positiv in Erinnerung und da Coach Köster einen alten Weggefährten aus der aktiven Karriere traf, gab es eine angenehme Atmosphäre in der Halle. Auf zwei Spielerinnen musste die HSG krankheitsbedingt verzichten und so stand ein 13er Kader auf der Platte.

Am Dienstag gegen Börde war sie noch ausgefallen, aber nun vertraute Coach Köster zu Beginn wieder Lotta im Tor. Es ging furios los. Schon in der ersten Minute fielen zwei Tore und es stand 1-1. Nach furios wurde es kurios. 7-Meter für die HSG und Jule trat an. Torhüterin verladen, den Ball aber an die Latte genagelt. Jubel auf der einen, Entsetzen auf der anderen Seite. Das kehrte sich aber sofort wieder um, da sich Jule den Abpraller schnappen und den Ball im zweiten Versuch im Netz unterbringen konnte. Dann traf Neomi und es stand 3-1 für die Deistermädchen. Fängt doch gut an. Leider schlug dann die schon fast übliche Schlafmützigkeit wieder zu und durch einen schnellen Doppelschlag stand es 3-3. Leni konnte zwar wieder die Führung herstellen, aber der RSV konterte erneut mit einem Doppelschlag. Nun lag die HSG sogar zurück. Wieder war Leni zur Stelle und konnte ausgleichen. Dann kam der erste Auftritt von Anastasia der Kreisläuferin. Bis dato gut im Griff von Emma, trat sie zum 7-Meter an. Glanztat von Lotta, die diesen Wurf mit einer schnellen Bewegung parieren konnte. Leider konnte auch sie sich den Abpraller sichern und ließ Lotta beim zweiten Versuch keine Chance. Wieder Rückstand. Langsam wurde es nervig. Dieses Mal war es an Neomi, die den Ausgleich erzielen konnte. Aber es ging Schlag auf Schlag weiter. Emma hatte Anastasia wirklich gut im Griff aber zur Minute acht entwischte sie doch einmal und tat was? Richtig. Wieder die Führung für Seelze erzielen. Neomi ließ sich nicht lumpen und egalisierte erneut. 7-7. Was soll man sagen. Es war wie Hase und Igel in dieser Phase. Immer wenn die HSG irgendwo ankam (den Ausgleich erzielte), war der RSV schon da (erzielte wieder die Führung). So stand es knapp eine Minute später also 8-8. Dann trat zum ersten Mal Henrike auf den Plan und konnte drei Tore in Folge erzielen. Da in diesem Falle nur Anastasia mit einem verwandelten 7-Meter reagieren konnte, stand endlich mal wieder eine zwei Tore Führung auf dem Papier. Nachdem Jule den ersten 7-Meter verworfen hatte und Neomi zwischenzeitlich den zweiten verwandelt hatte, scheiterte Neomi mit dem dritten 7- Meter leider an der Torhüterin und verpasste die Möglichkeit, auf +3 zu stellen. Stattdessen schaffte Seelze mit einem wiederholten Doppelschlag mal wieder den Ausgleich. Jetzt mutierte Coach Köster mal wieder zu „roll eye“ Köster und nahm eine Auszeit. Ein wenig genervt war die Ansage schon. Machte seine Truppe sich das Leben schließlich selber schwer. Die Abwehr agierte zwar gut, aber irgendwann schafft es Seelze immer wieder, so lange den Ball zu behalten, bis doch irgendeine frei stand und zum Wurf kam. Nicht hilfreich war in dieser Situation, dass der Schiedsrichter keinerlei Anstalten machte, Zeitspiel anzuzeigen. Aber es half ja nichts. Dann muss halt konzentrierter gespielt werden. Das Leni, nach dem 12-11 durch Jule, eine Zeitstrafe erhielt, machte die Abwehrarbeit nicht gerade einfacher und schaffte Seelze nicht nur den Ausgleich, sondern ging wieder in Führung. Danach fingen sich die Golden Girls ein wenig, schafften es endlich auch mal, Lucy ins Spiel zu bringen, die eins von drei Toren für die HSG erzielen konnte und mit dem 15-13 gab es wieder ein +2. Anastasia konnte den Schlusspunkt in Halbzeit eins setzen mit 15-14 ging es in die Pause.

Auf dem Weg in die Kabine fühlte es sich wie im Urlaub auf der heimischen Terrasse an. Man liegt gemütlich unter dem Sonnenschirm und genießt die Zeit. Dann aber stört eine kleine Fliege die Ruhe. Man kann sie kurz verscheuchen, aber sie kommt immer wieder. Wobei Seelze leider keine kleine Fliege war, sondern schon ein großer Brummer. Kurzzeitig wurde man ihn los, aber er kam immer wieder. Man konnte ihn einfach nicht komplett verscheuchen. Und so gab es ernste Worte zur Halbzeit. Die Spielweise der Seelzer war richtig vorhergesagt worden, aber man fand kein Mittel dagegen. Und wenn man doch mal zwischen die langen Ballstafetten „springen“ und den Ball erobern konnte, so wurden dann viele Chancen leichtfertig vergeben und die Torhüterin konnte sich mehrfach auszeichnen. Man lag aber immerhin noch in Front und durch die Ansagen vom Trainer sollte man mit einer neuen „Fliegenklatsche“ in die nächsten 25 Minuten starten und den Brummer verscheuchen können. Leni wurde nochmal auf den Weg gegeben, dass der Schiedsrichter sie im Auge hatte und sie aufpassen soll, dass sie die Hände vom Hals nehmen soll. Sonst könnte die erste rote Karte in der Geschichte der Golden Girls die Konsequenz sein. Darauf konnte Leni wohl getrost verzichten. Schließlich gehen alle davon aus, dass Lara „the true Gidsel“ die erste sein wird, die drei Zeitstrafen in einem Spiel kassiert.

Das Spiel ging also weiter und Neomi konnte auch gleich auf +2 stellen, aber bis zur Minute 31 kreiste die Fliege weiter unter dem Schirm auf der Terrasse und nervte gewaltig. Nachdem kurz vor der Halbzeit ein Tor über Außen erzielt werden konnte, schaffte das Doaa nun vom Kreis. Ein paar Tore später dann die kuriose Wiederholung der kuriosen Szene aus Halbzeit eins. Jule trat wieder zum 7-Meter an. Die Torhüterin verladen, den Ball an die Latte gehauen und dann den Abpraller wieder verwandelt. Puh, wieder Glück gehabt. 20-17. Endlich mal +3. Das sollte endlich die nötige Sicherheit geben. Aber das Gegenteil war der Fall. Die Fliege war wohl verscheucht worden, aber durch die plötzliche Ruhe war das Team eingeschlafen. Ein 5-minütiger Power Napp führte leider zum Ausgleich. Kein eigenes Tor in der Zeit erzielt, aber drei Stück kassiert, das beutet 20-20 und eine Auszeit in Minute 36. Nun wehte ein Hauch von Profihandball durch die Halle. Sven griff zu einer Maßnahme, die äußerst ungewöhnlich in diesem Leistungsbereich ist und für Schnappatmung auf der Bank sorgte. Er wechselte die Torhüterin. Lotta, die in dieser Saison schon unglaubliche viele Paraden auf ihrem Konto hat, bekam heute nicht wirklich eine Hand an den Ball und wurde aus dem Tor genommen. Jule M. kam für sie zum Einsatz. Die Feuerprobe am Dienstag gegen Börde bestanden, war sie doch vollkommen überrascht das ihre Rolle plötzlich so prominent wurde. Das war ein Zeichen an die Mannschaft, welches nochmal wachrütteln sollte. Wach waren nun wohl wirklich alle. Trotzdem galt, nach der Auszeit ist wie vor der Auszeit. Auf ein Tor der HSG, folgte ein Tor des RSV. Tore und vergebene Chancen auf der einen und auf der anderen Seite. Jule M. konnte sich tatsächlich auszeichnen und rechtfertigte die Einwechslung. In Minute 41 gab dann das Heimteam die Rolle als nervige Fliege ab. Leider nicht im positiven Sinne. Wurde bereits zuvor jedes Heimtor laut bejubelt, erklang der Torschrei nun noch lauter. Mit dem 24-23 kehrte sich das Momentum, zu Beginn der Crunchtime um und die HSG war die Fliege. Plötzlich hatten die Golden Girls nicht mehr die Fliegenklatsche in der Hand sondern mussten aufpassen, dass sie nicht von der Fliegenklatsche getroffen wurden. Sie mussten dranbleiben und durften sich nicht abschütteln lassen. Jule M. wieder mit einer Parade, aber der Abpraller kullerte Neomi durch die Beine, bevor sie reagieren konnte. Es war zum Mäuse melken. Die Nervosität wuchs auf beiden Seiten. Auf der einen Seite stand auf einmal die Möglichkeit im Raum, das erste Team zu sein, welches die C-Jugend der Golden Girls in dieser Saison schlägt. Auf der anderen Seite war die Angst da, zum ersten Mal in dieser Saison den Platz als Verlierer zu verlassen. Wo würden die Nerven halten? Die nächsten 7-8 Minuten zischte die Fliegenklatsche durch die Luft und die Fliege schaffte es mit Mühe, den Schlägen auszuweichen. Die Spannung war nichts auszuhalten. Wenn mal die Möglichkeit für die HSG da war, wieder in Führung zu gehen, stand entweder die Torhüterin im Weg oder der Ball verfehlte das Tor. Doch dann gab es plötzlich ca. 30 Sekunden vor dem Ende die große Möglichkeit auf die Führung durch einen 7-Meter. Es steht 26-26. Neomi hat den Ball und atmet tief durch. Niemand möchte jetzt mit ihr die Rolle tauschen. Held oder Hase? Zwei 7-Meter hat sie in diesem Spiel bisher verwandelt und einen verworfen. Wie wird dieser Wurf auf dem Spielbericht auftauchen? 7-Meter mit oder ohne Tor? Der rechte Wurfarm ist weit nach hinten gestreckt. Gebannt blickt die ganze Halle auf sie. Der Schiedsrichter pfeift an. Der Oberkörper schnellt nach vorne und nimmt den Wurfarm mit. Für welche Ecke hat Neomi sich entschieden? Der Ball verlässt die Hand und fliegt nach rechts oben. Die Torhüterin hat es geahnt und ihre Hände schnellen hoch. Sie ist dran, kann den Ball aber nicht mehr aufhalten und er schlägt hinter ihr im Netz ein. Neomi reißt die Arme hoch, dreht sich um und läuft zurück, um in die Abwehr zu laufen. Das gesamte Team steht am Kreis. Bereit, den kommenden Angriff abzuwehren. Die Torhüterin wirft den Ball an den Mittelkreis. Dort steht schon Anatasia und fängt ihn. Noch 30 Sekunden. Wie wird das Seelzer Team reagieren? Die Wennigser Mädchen brüllen die Nummern ihrer Gegenspieler.  Der Ball landet auf halb rechts du wird nach vorne getragen. Jemand brüllt: „Arme hoch!“ An der 9-Meter Linie kommt der Pass auf Anatasia, die den Ball aus der Luft pflückt und sofort von Jule festgemacht wird. Es gibt Freiwurf. Die Abwehr versucht sich neu zu formieren, doch Seelze hat schon weitergespielt und versucht den Wurf. Doch da eine Spielerin der Heimmannschaft gerade ihre Schuhe neu bindet, hatte der Schiedsrichter da Spiel und Zeit angehalten. Die Spielerinnen werden zurückgewunken. Noch 11 Sekunden. Die Spannung steigt nochmal. Da kann der Super Bowl nicht mithalten. Das Spiel wird wieder angepfiffen. Erneut landet der Ball auf halbrechts. Wird der Wurf verhindert werden können? Anstatt des Wurfs, wird der Ball weiter raus auf Außen gespielt. Jetzt versagen die Nerven aber ein wenig. Der Pass ist etwas zu hoch, kann nicht gefangen werden und landet im Aus. Einwurf für die Golden Girls. Er wird ausgeführt. Die Sekunden müssen doch vorbei sein. Doch anstatt einer Sirene pfeift plötzlich der Schiedsrichter. Was ist passiert? Verwirrung! Doch da ertönt der erlösende Ruf. Es war der Schlusspfiff. Das Spiel ist gewonnen.

Erleichterung und Tränen auf der einen, Trauer und Tränen auf der anderen Seite. Die Golden Girls haben es wieder geschafft. Früher immer souverän den Gegner ausgespielt, gab es in den letzten beiden Spielen einen Bruch. In beiden Spielen wurde versucht, die Golden Girls mit einer massiven Abwehr zu stoppen. In der Tat scheint das talentierte Team damit leichte Probleme gehabt zu haben. Aber in beiden Spielen haben sie gezeigt, dass sie nicht nur dagegenhalten, sondern über Moral und Einsatzwillen aus fast aussichtslosen Positionen Spiele drehen und gewinnen können. Das macht, neben der Verwunderung über den Rückfall in alte „Stolperzeiten“ auch Mut. Denn wenn beide Spielweisen zusammengeführt werden, sollten auch den Rest des Weges alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden können.

Für den RSV Seelze bleibt nach dem Spiel Hochachtung und Wertschätzung. Auch sie hätten den Sieg durchaus verdient. Doch die Nerven spielten in der Crunchtime nicht mit. Es bleibt aber auf jeden Fall die freundschaftliche Atmosphäre vor, während und nach dem Spiel in Erinnerung. Schönen Danke auch an die zahlreich mitgereisten Fans, die das Team wieder toll unterstützten. Wenn man noch etwas Negatives sehen will, dann ist es leider wieder der Umstand, dass durch den Spielverlauf nicht alle Spielerinnen eingesetzt werden konnten und andere nicht genug Spielzeit bekommen haben. Hoffen wir wieder auf Spiele, die diese Möglichkeiten bieten.

Für die Golden Girls spielten: Lotta (Tor/5 Paraden), Jule M. (Tor/3 Paraden), Neomi (10), Rike (6), Leni (6), Jule (3), Doaa (1), Lucy (1), Alina, Greta, Emma, Adina und Melina

 

Ergebnisse

Mannschaft1. Halbzeit2. HalbzeitEndergebnisSpielausgang
RSV Seelze141226Niederlage
HSG Wennigsen/Gehrden C151227Sieg

RSV Seelze

# Spieler Position Würfe Tore Vorlage Abwehraktion Parade Gegentore Strafen
1Angelina Gralinidou-0000000
2Anastasia Gralinidou-8800000
3Mara Panckow-0000000
4Stine Hedderich-4400000
Svea Michaelsen-1100000
14Taleja Harmsen-2200000
Ronja Schmidt-0000000
8Nina Kisselmann-4400000
6Natalia Duck-0000000
10Siri Hedderich-5500000
13Marla Luise Heiche-0000000
14Fiona Miele-0000000
5Emily Cykalo-2200000
19Talya Yueruer-0000000
 Gesamt 262600000

HSG Wennigsen/Gehrden C

# Spieler Position Würfe Tore Vorlage Abwehraktion Parade Gegentore Strafen
1Lotta NeulingTorwart00005210
3Lucia DohmeyerLinks außen4100000
13Greta Luisa KochRechts außen0000000
17Leni Carlotta ReinholdRückraum Mitte6631002
8Melina GuentherLinks außen0000000
11Neomi KoesterRückraum links121022000
10Adina AkhtaryRechts außen0000000
11Emma Lea BodeKreis0000000
15Henrike MensingRückraum rechts13626000
3Alina GraberLinks außen0000000
14Jule WeschenRückraum links6334001
17Doaa AlhajKreis2100001
27Jule Martin TribukaitTorwart0000350
 Gesamt 432710138264