Von Torben Weschen – 29.12.2022
Die Coronapandemie hatte die Jugendarbeit vielerorts brachliegen lassen und auch bei der HSG Wennigsen/Gehrden, ihre Spur hinterlassen. Der Spielbetrieb war fast überall eingestellt und nur die weibliche C-Jugend konnte, durch überdurchschnittliches Trainerengagement fortbestehen. Auch sie dümpelte zwar ein wenig vor sich her, konnte aber in der Regionsliga weiter am Spielbetrieb teilnehmen. Doch in der Winterpause zwischen November 2021 und Februar 2022 flog ein zarter Hauch von Dornröschen über den Deister und küsste nicht nur die „Golden Girls“ wach, die damals mit einem geflügelten Wort „geboren“ wurden, sondern sorgte damit auch für den Grundstein, der den Verein auf eine breitere Basis stellt.
Durch die Bereitschaft der Damen, einen Teil ihrer Trainingszeit mit dem weiblichen Nachwuchs zu teilen, verdoppelte sich die Trainingszeit. Nicht nur die Mädchen freuten sich, ihrem Hobby plötzlich häufiger nachgehen zu können, auch ein paar Eltern konnten endlich aufatmen, dass das heimische Internet nicht mehr so stark durch Tiktok oder ähnliche Apps belastet wurde. Mit der weiteren Trainingszeit kamen nicht nur der Spaß und tatsächlich auch Erfolg, nein es wurden auch ein paar Jungs angelockt, die als Trainingsgäste gern gesehen waren. Die Lockerheit und der Teamgeist zogen immer größere Kreise und übertrug sich auf weitere Kinder und Jugendliche. Die Saison der Mädchen wurde mit dem dritten Platz erfolgreicher beendet als ursprünglich angenommen und die frei gewordenen Wochenenden für zusätzliches Training genutzt.
Vollends mit dem Handballfieber infiziert und mit zu viel Langeweile ausgestattet, entschieden sich ein paar von den Mädchen dazu, einen Teil ihres Wochenendes zu „opfern“ und am Samstag ihren Spaß mit einem „Mini-Team“ zu teilen. Fortan tummeln sich also fast jedes Wochenende 10 Kinder und mehr in der Halle in Wennigsen und unternehmen mit leichten Ballspielen, ihre ersten Schritte im Handballsport. Mundpropaganda im Freundes- und Familienkreis sorgte für weiteren Zulauf im gesamten Jugendbereich und zur Saison 22/23 konnten mehrere Jugendmannschaften gemeldet werden.
Nach anfänglicher Skepsis sind gegenseitige Trainingsbesuche im B und C Jugendbereich eher die Regel als die Ausnahme. Auch (lautstarke) Unterstützungen in den Spielen sorgen regelmäßig für Gänsehautmomente. Das neben dem Spaßhandball natürlich auch ein wenig Ehrgeiz vorhanden ist, zeigt sich nicht nur im Ligaalltag, auch Vereinsintern muss die Hierarchie regelmäßig bestimmt werden. So ist es schon fast ein wenig Normalität, dass sich die Jugendmannschaften im B und C Bereich regelmäßig herausfordern. Nach einem knappen Sieg der Jungs über die Mädchen vor ein paar Wochen, stand in der Weihnachtszeit ein weiteres Kräftemessen an.
Basierend auf freundschaftlichen Frotzeleien, forderte die männliche B-Jugend, ein gemischtes Team der weiblichen B-/ und C-Jugend. Bedingt durch die Ferien, fehlten auf beiden Seiten zwar ein paar Spieler und Spielerinnen, aber es liefen beide Teams hoch motiviert auf. Da auf weiblicher Seite kurzfristig kein etatmäßiger Torwart zur Verfügung stand, erklärte sich mit Charlotte Mensing eine Feldspielerin bereit, ins Tor zu gehen.
Torben Weschen und Henry Jacobs machten sich auf dem Platz des Kampfgerichts gemütlich und übernahmen die Anzeigetafel. Während Sabrina Deike den Posten des Schiedsrichters übernahm und die Partie überaus souverän leitete, Coachten Sven Köster auf der Seite der Mädchen und Niko Franke bei den Jungs. Die Partie entwickelte sich munter und nahm zu Beginn den erwarteten Verlauf. Die Mädchen versuchten es in der Abwehr mit einer geschlossenen Deckung und nach vorne mit einstudierten Spielzügen. Die Jungs hielten auf der anderen Seite mit der körperlichen Überlegenheit und technische Rafinesse dagegen. Beide „Spielsysteme“ erwiesen sich als gleichwertig und kein Team konnte sich richtig absetzen. Kurz vor der Pause wurde es durch Würfe aus der zweiten Reihe nochmal kurz hektisch. Durch hervorragende Blockarbeit fiel aber kein Tor mehr und so ging es mit 11-11 in die Halbzeit. Leider wurde der letzte Block von Neomi Köster mit dem Kopf und nicht mit dem Armen durchgeführt, so dass in der Pause erstmal ein paar Kühlpacks herhalten mussten. Da aber das Tor verhindert wurde, schien ihr der Einsatz aber durchaus gerechtfertigt. Und gefeiert wurde sie von ihren Mannschaftskameradinnen dafür umso mehr.
Nach der Halbzeit gab es aber einen kleinen Blackout bei den Jungs und mit einem kleinen 4-0 Lauf konnten sich die Mädchen leicht absetzen. Da halfen dann auch keine Auszeiten mehr. Das „starke Geschlecht“ verlor mehr und mehr den Kopf und vergas, dass es sich um einen Mannschaftsport handelte. Auf einmal war das „schwache Geschlecht“ trotz einiger guter Torwartparaden von Niko Kern, mit 19-13 in Front. Aber anstatt sich auf ihre Stärken zu besinnen und mit schnellen Richtungswechseln die Abwehr durcheinander zu bringen, versuchten sie ein ums andere Mal, mit purer Kraft zum Torerfolg zu gelangen. Aber dank Charlottes Einsatz im Tor und ein wenig Unterstützung vom Pfosten, schafften es die Jungs nicht mehr, den Rückstand nennenswert zu verkürzen. Die letzten Minuten der Partie, die letztlich 25-20 endete, wurde unter den Augen der Herren der HSG abgehalten, die nach dem Spiel ihre Trainingszeit haben sollten. Mit Applaus wurde der Nachwuchs verabschiedet und das eine oder andere Talent wohlwollend betrachtet.
Nach dem Schlusspfiff zeigte sich aber erst wirklich, was am Deister zusammenwächst. Die Enttäuschung auf der einen und der Jubel auf der anderen Seite fanden sich recht schnell für ein gemeinschaftliches Bild zusammen und spätestens mit der gemeinsamen Bionade und der Pizza auf der Tribüne, war alle Rivalität vergessen. Die, von den Männern gesneakten, Chips taten ihr Übriges, um das Vereinsleben dann zu feiern und sich auf viele gemeinsame Erlebnisse zu freuen. Das nächste Spiel kommt bestimmt.
Zusätzlich den „älteren“ Teams wächst mit den D-Jugendlichen und den Minis ein zartes Pflänzchen bei der HSG Wennigsen/Gehrden heran, was freudig in die Zukunft blicken lässt.
So soll es sein, so kann es bleiben.
Für die Mädchen spielten: Lucy Dohmeyer, Charlotte Mensing, Henrike Mensing, Leni Reinhold, Jule Weschen, Neomi Köster, Doaa Alhaj, Issy Nolte, Lara Zechel und Elif Franke
Für die Jungs spielten: Mats Wehner, Niklas Müller, Niko Kern, Jonathan Kastens, Nicklas Nolte, Nils Naumann, Felix Zechel, Tjark Struckmann, Max Borowczyk, Bennet Weisweber und Jan Lauenstein