Von Torben Weschen
Zittern in der Hauptstadt
Was ist denn da los? Die Golden Girls haben ein Spiel und Lara „Gidsel“ Zechel lässt sich in Berlin die Luft um die Ohren wehen. Doch es ist kein Anfall von Arroganz gewesen, der die aggressiv Leaderin der Golden Girls nach Berlin gelassen hat. Sogar bei ihr stehen die familiären Verpflichtungen (manchmal, ab und zu, in seltenen Fällen, in extremen Ausnahmensituationen) eine Stufe höher als Handball. Auf jeden Fall hatte sie es sich selber zuzuschreiben, dass sie nicht auf der Platte stand, sondern am Live Ticker von NuLiga zittern musste. Sie hätte ja auch eine Hauptstadtphobie vortäuschen können.
Empelde zu Gast. Der „große“ Nachbar aus dem Nord-Osten kommt zum Stelldichein. Vor Jahresfrist war diese Partie der Saisonauftakt in der Regionsoberliga in der C-Jugend. Die HSG konnte damals als Außenseiter mit einem Sieg in die sensationelle Meistersaison starten, während Empelde leider, wegen zu wenig Spielerinnen, abmelden musste. Diese Saison sind die Vorzeichen, wie auch die Mannschaften, leicht anders. Die Spielerinnen spielen nun B-Jugend, Landesliga und natürlich um ältere Spielerinnen oder Neuzugänge ergänzt. Außerdem sind nun die Gäste in der leichten Außenseiterposition. Mit drei Niederlagen zum Saisonstart hatten sie sich den Beginn in der Liga mit Sicherheit anders vorgestellt und wollen jetzt ihre Bilanz aufpolieren. Leider haben sie keine Torhüterin zur Verfügung, mit der sie anreisen können und müssen sich mit Feldspielerinnen behelfen. Außerdem fehlt ihre beste Torschützin, was ihr Vorhaben nicht einfacher machte. Da aber bei uns neben Gidsel auch noch Lotti fehlt, halten sich die Ausfälle ungefähr in Waage.
Zu Beginn ist beiden Teams eine leichte Nervosität anzumerken. Auf unserer Seite ist mal wieder Rike noch ein wenig in „ihrer“ Welt. Es dauert gute zwei Minuten, aber wird Jule schön am Kreis angespielt und sie donnert den Ball schön n die Maschen. Unsere Abwehr steht gut und als Leni nach drei Minuten das 2-0 erzielt, scheint alles auf eine beruhigende Führung hinauszulaufen. Die Abwehr lässt weiter wenig zu und die Würfe, die kommen, hat Jolina sicher. Der erste Ball, den Jolina passieren lässt, ist ein 7-Meter. Der Anschluss ist aber egal, da Rike aufgewacht ist und mit dem 3-1 wieder auf +2 stellt. Empeldes Spielerin der ersten Minuten Maya erzielt aber gleich den nächsten Treffer von Empelde zum 3-2. Jule kann zwar mit ihrem zweiten Treffer wieder auf zwei Tore Vorsprung stellen, aber wir kriegen Maya nicht in den Griff. Sie erzielt gleich zwei Tore in Folge und als es nach knapp 12 Minuten 4-4 steht, hat sie alle vier Treffer ihres Teams erzielt. Nun reicht es Sven. Er ist mit dem Unentschieden unzufrieden und wenn Jolina nicht schon etliche Bälle gehalten hätte, würden wir evtl. sogar zurückliegen. Folgerichtig also Auszeit. Sie sind ja noch jung und müssen also immer wieder an bestimmte Sachen erinnert werden. Zimmer aufräumen und Hausaufgaben zum Bespiel. Oder generell für die Schule lernen. Aber eben auch an das, was man so im Training lernt. Die Erinnerung scheint zu fruchten. Ach, wenn doch alles mit den Pubertieren so einfach wäre. Neomi erzielt ihren ersten Treffer und Rike ihren zweiten. Als Empelde wieder auf einen verkürzt, scheinen sich die ersten Minuten zu wiederholen. Doch die Zeit gehört jetzt eindeutig den Golden Girls. Hannah erzielt zwei schnelle Tore hintereinander. Rike, Leni, Rike mit den nächsten Treffern für uns. Unterbrochen wird der Lauf kurzzeitig von einer 2-Minuten Strafe für Hannah und einem 7-Meter obendrauf. Doch Jolina fischt ihn weg und krönt ihre Leistung in der ersten Halbzeit endgültig. Auf der Gegenseite vergibt zwar auch Neomi einen Wurf von der 7-Meter Markierung, aber Alissa ist gedankenschnell, schnappt sich den Abpraller und vollendet mit dem 12-5 einen 6-0 Lauf nach knapp 20 Minuten. Das hat gesessen. In 6 Minuten aus einem 6-5 ein 12-5 gemacht. Die zahlreich mitgereisten Fans aus Empelde sind erstmal ein wenig verstummt. Da es nach einem Gegentor zu einem kleinen Wortgefecht zwischen Coach Köster und Kreisläuferin Jule über die Schuldfrage kommt gerät es fast zur Nebensache, dass der Vorsprung mit dem 16-7, auf insgesamt auf neu Tore ansteigt. Da Jule eine Freundin in Empeldes Team hat, ist bei ihr die Anspannung natürlich besonders hoch, aber so was gehört nicht auf das Handballfeld. Zur Abkühlung geht es auf die Bank. Cool ist weiter auch unsere Truppe auf der Platte. Sarah, Ida und Rike haben die weiteren Tore erzielt und jetzt stehen die Zeichen endgültig auf Sieg.
In der Kabine können sich die Emotionen langsam wwiter abkühlen. Die Stimmung ist natürlich toll. Die Mannschaftsleistung war klasse und damit kann man relativ beruhigt in die zweiten 25 Minuten gehen. Ein paar Zuschauer genießen in der kurzen Verschnaufpause eine Bratwurst vom Grill, da Axel sich netterweise bereit erklärt hat, für diese nette Abwechslung zu sorgen. Es hätten am Ende ein paar Würste mehr über den Tresen gehen können, aber man muss ja klein anfangen.
Weitere Leckerbissen gab es dann auch wieder auf der Platte zu sehen. Ein paar von den „Stammkräften“ werden erstmal geschont und können wieder Kräfte sammeln. Außerdem ist es schön, auch den anderen weitere Spielpraxis in der Landesliga zu verschaffen. Außerdem hatte Empelde gut Druck gemacht und Abwehrarbeit kann echt anstrengend sein. Da tut eine längere Pause auch durchaus gut. Durch den, fast kompletten, Tausch der Spielerinnen kommt kleiner Bruch dann ins Spiel. Doch man sieht welche Talente dort noch in der Hinterhand sind. Ein wenig Wurfpech und kleinere Unkonzentriertheiten kommen dann noch dazu. Vielleicht taucht im Hinterkopf bei manchen Spielerinnen das Spiel vom Vortag wieder im Kopf auf. Dort lief es auf einmal nicht mehr und das Momentum kippte. So bekommt Empelde auch hier langsam wieder ein wenig Oberwasser, die Gästefans wachen auf und die Atmosphäre wird ein wenig hitzig. Sarah und Rike treffen zwar noch, aber das Momentum ist auf der Seite von Empelde. Als es nach knapp 10 Minuten in der zweiten Hälfte mittlerweile nur noch 19-15 steht, gibt es auch ein wenig Beef zwischen den Trainern. Svens Tochter wurde etwas unsanft gestoppt und geht zu Boden. Es gibt zwar 2-Minuten, aber wenn das eigene Kind darniederliegt, ist es halt nochmal etwas anderes. Sven wird also etwas lauter und liefert sich ein kleines „Rededuell“ mit der Empelder Trainerin. Das geht unentschieden aus. Wollen wir mal hoffe, dass das Spiel nicht die gleich Richtung nimmt. Den gleichen Gedanken hat auch die abtrünnige Gidsel, die auf ihrem Handy verfolgt, wie der Vorsprung weiter schmilzt. Eine bange Nachricht wird an die Bank in der KGS-Halle geschickt. Da uns die Handys aber oft genug ablenken, lassen wir Gidsel jetzt mal Gidsel sein und schauen wieder zur Platte und sehen, was passiert. Sie hätte ja mitspielen können. Sven will einen mehrfachen Wechsel vornehmen und sammelt schonmal die Spielerinnen um sich. Gemeinsam stehen sie in der Wechselzone und warten auf den nächsten Ballbesitz. Gott sei Dank gibt es regelkundige Tribünengäste, die darauf hinweisen, dass dort immer nur eine Person stehen darf. Schade, dass das Spiel so langweilig ist, dass sich die Zuschauer mehr auf diesen Bereich fokussieren als das Spielfeld. Also wird schnell gewechselt, damit wir uns nicht eines Vergehens schuldig machen. Nach der oben erwähnten Strafe nach dem Foul an Neomi ist es dann noch ungefähr eben diese Strafzeit spannend auf dem Spielfeld. Dann steht es 23-17 und Empelde nimmt eine Auszeit. Aus Sicht der Gäste bringen die 60 Sekunden aber nicht den gewünschten Erfolg, da Jule gleich im Anschluss einen Treffer erzielt und die eventuell aufkeimende Motivation direkt im Keim erstickt. Knapp 37 Minuten sind da gespielt. 24-17. Trotz des sieben Tore Rückstandes theoretisch noch genug Zeit für eine Wende. Doch dann beginnen die 5 Minuten des K. Plötzlich tauchen nur noch Spielerinnen mit dem Nachnamen K auf dem Spieleberichtsbogen auf.
37:56 – Kabelitz Tor
38:12 – Kast Tor
38:50 – Khan 2 Minuten
39:10 – Kast Tor
39:49 – Köster Tor
41:17 – Khan Tor
41:52 –Kabelitz Tor
42:10 – Köster Tor
Der Kenner der Spielerlisten zieht aus dieser Aufstellung die Erkenntnis, dass die Golden Girls den besseren Schnitt gemacht haben. Da nach dem verwandelten 7-Meter für die „Lila-Weißen“, für das gleiche Team wieder eine Strafzeit folgt, kann das Ergebnis durch Rike und Neomi auf 30-21 nach 44 Minuten geschraubt werden. Nun kann man dem Spielende schon etwas gechillter entgegenblicken und selbst Schwarzseher Sven glaubt so langsam an den Sieg. Er gönnt den Mädels nochmal eine Auszeit und nach zwei Gegentreffern, kann Sarah mit einem 7-Meter den Endstand von 32-25 erzielen.
DERBYSIEG!!!
Und das Zittern in der Bahn hat auch ein Ende. Wenn Empelde vollzählig ist, wird das Rückspiel wahrscheinlich etwas knapper, aber heute waren wir, über die ganze Spielzeit gesehen, einfach stärker. Die „zweite“ Reihe konnte in diesem Spiel zwar keine Akzente nach vorne setzen, haben aber in der Abwehr schon gezeigt, dass sie zur Wennigser Mauer gehören. Diese Spielminuten haben auch ihnen wieder Erfahrung gebracht und wird in den nächsten Spielen helfen. Wenn man ein paar von ihnen vor ein paar Monaten gesagt hätte, sie würden jetzt in der Landesliga spielen (immerhin waren auch C-Jugendliche noch dabei), dann hätten sie es wohl nicht geglaubt. In der Abwehr dürfte sich Sven auch besonders über Leni gefreut haben, die sich endlich so aggressiv auf die Spielerinnen gestürzt hat, als müsste sie ihr Handy verteidigen und nicht nach dem Aufstehen ins Bad schlappen. Zwischen den Trainern stimmt auch alles wieder. Im Spiel sind es halt die Emotionen, die ein wenig hochkochen, aber nach dem Spiel gehört man wieder zur großen Handballfamilie. Wir sind ja schließlich nicht beim Fußball.
50 Minuten stand man sich in gegnerischen Teams gegenüber. Nach dem Spiel folgt aber eine Umarmung unter Freundinnen und alles ist wieder gut. Das heimische Trainerteam gönnt sich danach noch ein paar Würstchen vom Grill (nochmal Danke an Axel) und trauert ein wenig über die kommenden, spielfreien Wochen. Das nächste Spiel ist erst am 18.11. Aber dafür wird dann, wenn das Wetter mitspielt, wieder der Grill angeschmissen. Schließlich gibt dann nicht nur das Spitzenspiel gegen Hollenstedt. Es spielen am gleichen Tag dann auch noch die B II und die C-Jugend. Bei der C-Jugend kommt Sehnde mit Trainer Ralf, zu dem man ein gutes Verhältnis hat. Zur Krönung des ganzen hat sich auch Rüdiger, Namensgeber eines Spielzuges und Schieri der Herzen, angekündigt. Also stehen zumindest die Vorzeichen gut für einen echten Festspieltag. Bis dahin geht es aber weiter fleißig in die Halle zum Training.
Für die Golden Girls spielten: Jolina (Tor), Rike (12), Neomi (5), Hannah (4), Jule (3), Leni (3), Sarah (3), Ida (1), Alissa (1) Lorena, Sara, Alina und Lina.
Zudem können noch zwei Jubiläen verkündet werden. Neomi erzielte in diesem Spiel ihr 250. Tor für die Golden Girls in C-/B-Jugend zusammen
Rike erzielte ihr 100. Tor für die B-Jugend der Golden Girls.
Glückwunsch dazu.