Zusammenfassung

Schulden sind doof.

Von Torben Weschen, 11.03.2023

Offene Rechnungen sind nicht schön. Sie sollten möglichst schnell bezahlt werden. Die Rechnung bei TuS Wettbergen war lange unbezahlt. Nicht nur die C-Jugend der Golden Girls hat vor gut einem Jahr ihre letzte Niederlage gegen den TuS Wettbergen kassiert, auch die B-Jugend hat das Hinspiel vor heimischen Publikum verloren. Da wächst doch nicht etwa ein kleiner Angstgegner heran? Nein, Angst war tatsächlich nicht zu spüren bei den Mädels. Eher eine ungekannte Einigkeit, dass man den Wettbergerinnen zeigen wollte, wer eigentlich auf Platz eins gehört. Mit mächtig Selbstvertrauen und dem Rückenwind aus dem Spiel gegen Sehnde reiste der Teil der Mannschaft an, der nominell noch zur C-Jugend gehört. Nicht minder motiviert war der „B-Kern“ der Truppe. Galt es doch die letzte Chance zu wahren, auch diese Liga als Primus zu beenden. Doch vor Spielbeginn galt es erstmal eine kleine Hiobsbotschaft zu verarbeiten. Trainerin Sabrina hatte die, wenig geliebten, grünen Trikots ausgepackt, mit denen einige schon vor der Corona Zeit gespielt hatten. Während es für viele kein Problem ist, in der Freizeit in einem bauchfreien Kleidungsstil umherzulaufen, gilt das auf der Platte als wenig erbauend. Die Größen der Trikots sind ja eher auf jüngere Spieler ausgerichtet. Erstaunlicherweise passten sie den meisten aber noch recht gut. Doch kurz nachdem die Platte zum Warmmachen betreten wurde, der erlösende Anblick. Wettbergen hatte sich gegen ihre roten Trikots entschieden. Also konnte auf das schicke rote Trikot zurückgegriffen werden. Während sie sich sonst zum Umziehen in die Privatsphäre nach Fort Knox zurückgezogen hätten, wollten nun ein paar Mädchen so schnell das grüne Dress loswerden, dass sich sogar auf der Platte umgezogen wurde. Endlich wieder roten Trikots an. Also auf zum Warmmachen. Da die C-Jugend wirklich alles mobilisiert hatte, was der Regionsoberliga der Fürchten lehrt, gab es einen Ausblick auf die nächste Saison, was die Mannschaftszusammenstellung des B-Jugend Kaders angeht. Zur Feier des Tages war einmal mehr Kult Schiedsrichter Rüdiger T. angesetzt worden und los konnte es gehen.

Ein wenig Respekt hatte man vor der Offensivkraft der Heimmannschaft, da nicht nur Platz 1 der Torjägerliste mit einer Spielerin aus Wettbergen belegt ist. Unter den Top Ten befinden sich insgesamt gleich drei Spielerinnen aus Wettbergen. Da über allen anderen Amelie Ida Strube thront, sollte ihr die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt werden, wie in der C-Jugend Vanessa Schäfer. Gesagt und nicht getan. 30 Sekunden gespielt und sie hatte bereits das erste Mal getroffen. Passiert halt mal und da Charlotte nach nur 25 Sekunden für den Ausgleich sorgte, entwickelte sich in den ersten Minuten ein munteres Hin und Her. Die Abwehrreihen waren auf beiden Seiten wohl noch in der Kabine und so dauerte es jeweils nur eine halbe Minute, bis die einzelnen Angriffe abgeschlossen waren und in einem Tor mündeten. Doch nach drei Minuten war es zum ersten Mal so weit. Die Abwehr konnte den ersten Angriff abwehren. Umso schöner, dass es die Wennigser Mauer war, an der der Angriff abprallte. Den eroberten Ball konnte Rike zur ersten Führung der Deistermädchen nutzen und es stand 4-3 für Wennigsen. Nun wuchs das Selbstvertrauen und schwoll durch den folgenden Doppelschlag von Issy endgültig an, wie der Bizeps von Lieblingsrecke Justus Fischer. 6-3, Führung ausgebaut. Ob den heimischen Fans ab da zum ersten Mal der Gedanke kam, dass eine Heimniederlage im Bereich des Möglichen liegt, weiß man nicht, aber das ein Heimsieg keine Selbstverständlichkeit sein würde, sollte jedem klar gewesen sein. Der 3-0 Lauf konnte dann durch den Treffer zum 4-6 aus Sicht der Wettberger beendet werden und bis Minuten 12 wechselten sich die Torschützen ab, so dass die Golden Girls mal mit zwei und mal mit drei Treffern führten. Gab es in der Zeit immer noch die Hoffnung, dass der Rückstand weiter verkürzt wird, so versetzte wieder Rike diesen Hoffnungen eine Dämpfer, als sie mit ihrem dritten Treffer den Vorsprung zum ersten Mal auf +4 stellte. Auch durch die doppelten Hiobsbotschaften, dass erst Charlotte und dann auch noch Torfrau Julia den Platz, verletzungsbedingt verlassen mussten, konnte die Gäste nicht aus der Ruhe bringen. Alissa, die bis dahin auf dem Feld zum Einsatz kam, ersetzte Julia, die bis dahin gut gehalten hatte im Tor. Gut, dass auch mit Alissa eine talentierte Torhüterin den Platz im Tor einnehmen konnte. Auf der Platte wurde schon seit ein paar Minuten rotiert, so dass es zu keinem Bruch im Spiel kam. Im Gegenteil. Tore von Issy und Rike folgten auf einen Doppelschlag von Leni. Durch diesen 4-0 Lauf konnte eine +7 Führung hergestellt werden und nach knapp 22 Minuten stand es dadurch 18-11 für die Gäste. Drei Minuten später ging es mit dem beruhigenden Ergebnis von 19-12 in die Kabine und das Einzige, was an den ersten 25 Minuten Schmerzte, waren Lottis Knöchel und Julias Rücken.

Insofern war es nicht verwunderlich, dass die ersten Worte nicht dem Ergebnis galten, sondern der Gesundheit der Spielerinnen. Nach den Beteuerungen, dass man zwar nicht mehr spielen, wohl aber nach der Partie feiern können würde, konnte sich wieder dem Spielgeschehen gewidmet werden. Sabrina analysierte die erste Halbzeit, lobte das Team und gab ein paar Tipps und Ratschläge für Halbzeit zwei mit auf den Weg. Was will man auch groß sagen, wenn man den, bisher verlustpunktfreien, Tabellenführer in seiner Halle dominiert. So ging es gut gelaunt und hervorragend eingestellt in Halbzeit zwei. Ziel war es, das Spiel mindestens mit drei Toren Vorsprung abzuschließen, um im Falle einer Punktgleichheit am Saisonende, den direkten Vergleich für sich entscheiden zu können. Ging das Hinspiel schließlich mit zwei Toren verloren.

Da die Abwehrreihen nun etwas besser ins Spiel kamen als zum Start der Partie, dauerte es knapp zwei Minuten, bis Leni mit einem schönen Pass an den Kreis Leonie einsetzen konnte, die mit einem schöne Wurf ins Eck das 20-12 erzielte. Auch wenn Wettbergen wohl mit der Hoffnung aus der Kabine gekommen war, nochmal anzugreifen und das Spiel mit schnellen Treffern nochmal spannend zu machen, so hatten sie in dieser Phase nicht die Möglichkeit sich gegen die Offensivkraft der Golden Girls effektiv zu wehren. Besonders Issy war über die ganze Spielzeit nicht in den Griff zu kriegen und tanzte auf ihrer Seite die Gegenspielerinnen reihenweise aus. Gut 8 Minuten waren nach dem Wiederanpfiff absolviert, als sie schon wieder drei Treffer in dieser Halbzeit erzielt hatte. +10. Aus dem Selbstverständnis der HSG Wennigsen/Gehrden war nun das Kräfteverhältnis in der Liga geradegerückt. Ein Blick auf die Blitztabelle zeigte das Team von Sabrina auf Platz 1 in der Tabelle. So soll es sein und so kann ein bleiben. Leider ist diese Momentaufnahme nur der Tatsache geschuldet, dass man mehr Spiele absolviert hat. Aus Wennigser Sicht beide Mädchenteams auf Platz 1 in der jeweiligen Liga ist schon ein Fingerzeig an die Konkurrenz. Nach dem Tor zum 26-15 von Neomi war dann auch der Höhepunkt erreicht. Jetzt war endgültig allen klar, wer hier als Sieger vom Platz gehen würde. Dem kleinen Fan, der in  der ersten Halbzeit noch kräftig zwischen den einzelnen Pommes immer wieder „Blau, blau, blau“ skandiert hatte, war das Anfeuern vergangen. Er war nicht nur am Ende mit seiner Mahlzeit, sondern auch mit der Liebe zur Heimmannschaft. Er widmete sich fortan lieber seiner eigenen Gedankenwelt und wollte nach Hause. Nach einem 3-0 Lauf kam tatsächlich nochmal ein wenig Hoffnung und Lautstärke auf heimischer Seite auf. Die Wennigser Mauer war eher im Schunkel-/ als im Abwehrmodus und dadurch schrumpfte der Vorsprung wieder leicht zusammen. Aber ernsthaft in Gefahr kamen die Golden Girls nicht mehr. Dafür waren sie an diesem Tag einfach viel zu stark. Das erinnerte schon leicht an das Spiel der C-Jugend gegen Sehnde. Einzig das Verhältnis der Mannschaften war nicht miteinander zu vergleichen. Während das Team aus Sehnde sich an dem Geburtstagsständchen für Leni beteiligte, wollten hier nach dem Spiel die heimischen Spielerinnen alle nur noch schnell nach Hause. Aber so weit war es ja noch nicht. Es stand 19-27 und es waren noch knapp 14 Minuten zu spielen. Man ließ Amelie Ida nun ein wenig gewähren und in dieser Phase sechs Tore erzielen. Bei konsequenterer Deckung wäre ihr das wohl nicht mehr gelungen. Spannung kam nur noch bei einer Auszeit auf, bei der sich gestritten wurde, ob der Ball schon im Aus war oder nicht. Wettbergen sagte so und Wennigsen so. Das letzte Wort hatte das unparteiische Kampfgericht, welches keine einzige Auszeit in den offiziellen Spielbericht eingetragen hat. Es entschied für das Heimteam… Die, kurzzeitig aufgeheizten Gemüter beruhigten sich schnell wieder. Aufregung lohnte sich wirklich nicht mehr. Der eindeutige Höhepunkt aus Sicht der Gäste war das letzte eigene Tor. Lucy wurde schön von Neomi angespielt und hämmerte den Ball schön oben in lange Eck. Tausendmal im Training geübt und perfekt umgesetzt. Da wir im Training ja auch das Abrollen auf der matte üben, freuen wir uns schon, wenn Lucy zum ersten Mal richtig in den Kreis fliegt, quer in der Luft liegt und sich dann perfekt abrollt. Am besten, nachdem sie den entscheidenden Treffer erzielt hat. Aber das hat noch Zeit. Nach diesem schönen Treffer von Lucy, konnte Amelie Ida ihre letzten beiden Treffer setzen und dann war Schluss. 35-28.

Fein fein. Auch wenn wir den beiden angeschlagenen Mädels gute Besserung wünschen, so war das Schlimmste an diesem Spiel wohl das Hinspiel. Ein Sieg war erhofft gewesen, eine Demonstration ist es geworden. Was wäre gewesen, wenn diese Mannschaft auch zum ersten Saisonspiel gegen Exten schon auf der Platte gestanden hätte. Das Double hätte in greifbarer Nähe sein können. Nun muss man eben diesem Team aus Exten-Rinteln alles Gute und einen Sieg gegen Wettbergen wünschen. Aber vielleicht schaffen es ja die Nachbarn aus Basche, dem Team aus Wettbergen ein Bein zu stellen. Der Dank wäre beiden Mannschaften gewiss. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass auch die Golden Girls ein abschließendes Spiel gegen Loccum in der heimischen Halle der KGS absolvieren müssen. Ein Termin für dieses Nachholspiel wird noch gesucht. Wer weiß, vielleicht fehlen genau diese beiden Punkte dann noch um auch in dieser Liga den Staffelsieg feiern zu können. Kultschieri Rüdiger wäre herzlich willkommen. Die offene Rechnung mit Wettbergen wurde auf jeden Fall beglichen.

Für die Golden Girls spielten: Julia (Tor/7 Paraden), Alissa (Tor/4), Issy (10), Rike (7), Lara (5), Neomi (4), Charlotte (2), Leonie (2), Jule (2), Leni (2), Lucy (1) und Ida